Seit der Lockdown vorbei ist, besteht der Straßenverkehr zwischen Wiesbaden und Kassel vor allem aus Staus. Das liegt in unserem Fall vor allem an einer kaputten Brücke. Es liegt aber auch an den unzähligen Autos von Pendlerinnen und Pendlern sowie den Massen an LKWs, die sämtliche Waren und Abfälle kreuz und quer durch Europa transportieren. Das finden alle irgendwie doof, aber dagegen wehren kann sich auch niemand. Ist halt so, ich muss ja zur Arbeit kommen und Lebensmittel finde ich auch gut.
In Venedig ist das nicht anders, denn abseits vom Tourismus wohnen hier auch ganz normale Menschen, die ebenfalls viel im Internet bestellen und Waren für den Alltag benötigen. Anders als bei uns gehen die Fußgänger:innen und der Lieferverkehr hier allerdings getrennte Wege und kommen sich nicht in die Quere. Die Einen bewegen sich auf dem Land, die Anderen auf dem Wasser. Außerdem fahren hier nicht alle mit dem privaten Kreuzfahrtschiff zur Arbeit, sondern nutzen in der Regel die öffentlichen Wasserbusse.
Trotzdem ist der Job der Warenzustellung auch hier kein leichter! Denn wenn z.B. die Paketboote im richtigen Viertel angekommen sind, erfolgt die Zustellung bis zur Haustür per Handkarren. Diese sind mit unzähligen Päckchen beladen und werden allein durch Muskelkraft die steilen Treppen der Brücken rauf und runter gezogen. Und das den gesamten Tag. Ähnlich funktioniert es auch mit allem Anderen.
Venedig – Ein Verkehrskonzept mit Zukunft?
Unterschiedliche Verkehrsmittel räumlich voneinander zu trennen ist ein hochmodernes Thema. Nur so können z.B. schlimme Unfälle zwischen Autos und Fahrrädern vermieden werden. Ist Venedig also ein Prototyp für die Stadt von morgen?
Dafür spricht auf jeden Fall, dass sich alle Beteiligten viel entspannter durch die Stadt bewegen können. Da auf den Wegen nur Fußgänger:innen unterwegs sind und sogar Fahrräder verboten sind, können Kinder sorglos durch die Stadt rennen und mit ihren Rollern über die vielen Plätze heizen. Das bedeutet Freiheit für die Kinder und Entspannung für die Eltern. Auch auf dem Wasser ist es entspannter als auf normalen Straßen, weil alles etwas langsamer geht und in erster Linie Berufskraftfahrerinnen und -fahrer unterwegs sind. Es gibt keine Ampeln, keine Zebrastreifen und keine Stoppschilder. Dennoch gibt es strenge Regeln und Motorboote nehmen Rücksicht auf Ruderboote bzw. Gondeln.
Dagegen spricht vor allem der Dreck und Lärm der vielen Motorboote. Dieses Problem lässt sich zwar lösen, indem Boote einfach ähnliche Abgasnormen und Lärmemissionen einhalten müssen wie Autos. Trotzdem sind sie weniger effizient und tragen maßgeblich auch zur Beschädigung der Stadt und der Lagune bei. Das Verkehrskonzept von Venedig ist also langfristig gesehen auch ihr Untergang.
Venedig zeigt uns, dass eine Stadt ohne Autos wunderbar funktioniert. Wahrscheinlich ist es gar nicht so wichtig, welche Verkehrsmittel wir in Zukunft nutzen werden, ob es nun Flugtaxis sind, Hyperloop oder selbstfahrende Autos. Wichtig ist nur, dass wir die Mobilität so gestalten, dass sich die einzelnen Verkehrsmittel weniger in die Quere kommen als bisher.