Aus geologischer Sicht ist Island die jüngste Insel Europas. Vor gerade einmal 20 Millionen Jahren entstand durch die Vulkane im Atlantik die isländische Erdkruste. Bei einer Reise durch den Norden Islands hat man das Gefühl, als wäre das erst vor ein paar Jahren gewesen. Denn nun, nachdem wir den touristisch erschlossenen und zumindest landwirtschaftlich gut besiedelten Süden hinter uns gelassen haben, bekommen wir hier oben die volle Härte der rauen Insel zu spüren.
Bäume und Weiden machen Platz für riesige Lava- und Geröllfelder. Die Landschaft ist abwechselnd entweder schwarz und staubig, grau und felsig oder kurzzeitig auch mal gelb und schwefelig. Hier sind mittlerweile sogar noch nicht einmal mehr Schafe am Straßenrand zu sehen. Warum die Vikinger vor 1000 Jahren diese lebensfeindlich anmutende, Feuer spuckende Insel betraten und sich dachten: „hier lässt es sich aushalten“ ist für mich manchmal echt ein Rätsel.
Nach einer langen Fahrt durch eine Landschaft, die Konrad liebevoll als Abraumhalde am Ende der Welt bezeichnet hat, gelangten wir endlich zum Dettifoss, Europas kraftvollstem Wasserfall. Die Wassermassen des Jökulsá á Fjöllum stürzen hier etwa 100 Metre in die Tiefe — so schnell, dass der Sprühnebel des Wasserfalls die Sicht auf den Boden der Schlucht versperrt. Zusätzlich wurden wir heute auch noch vom ganz gewöhnlichen Regen durchnässt.
So haben wir den Rest des Tages im Kurzprogramm durchgezogen, es uns aber nicht nehmen lassen, die beeindruckende aber extrem stinkende Schwefelfelder kurz vor dem Seee Myvatn, unserem Ziel für diese Etappe, zu besichtigen. Hier wurde früher Schwefel für die Schießpulverproduktion abgebaut und exportiert.
Nachdem wir jetzt die Hälfte unserer Tour hinter uns haben können wir mit Fug und Recht behaupten, viele besondere Ecken Islands gesehen zu haben. Jede Region ist dabei einzigartig und auf ihre Art und Weise beeindruckend gewesen. Ich bin gespannt, was die nächsten Tage so bringen werden.