Wie ihr vielleicht im Titelbild zu unserem Blogbeitrag über das Demokratiefest in Berlin gesehen habt, hatten wir dort auch unsere analoge Kamera dabei. Seit einigen Jahren ist nämlich nicht nur das Fotografieren mit analogen Kameras, sondern auch das Entwickeln von Filmen zu einem echten Hobby geworden. In diesem Beitrag möchte ich deshalb einmal kurz erklären, wie wir unsere Fotos zuhause ganz ohne Dunkelkammer selbst entwickeln – und was Analogfotografie für uns bedeutet.
Die Magie der analogen Fotos
Fotos selbst zu entwickeln hat irgendwie ein bisschen was von Magie. Viele Schritte passieren in vollkommener Dunkelheit. Mit Hilfe eines Zaubertranks aus unterschiedlichen Chemikalien entstehen plötzlich Bilder und Motive, die aber auch erst noch mal – in unserem Fall durch die Magie eines Bildbearbeitungsprogramms – vom Negativen ins Positive verwandelt werden müssen.
Die Hemmschwelle, einfach so einen Schnappschuss zu knipsen, ist bei analogen Fotos auch viel höher. Weil man eben nur eine begrenzte Anzahl von Bildern auf einem Film zur Verfügung hat, denkt man über jedes einzelne Bild viel stärker nach – zumindest theoretisch. Ist die Belichtungszeit richtig eingsetellt? Wie sieht mein Motiv aus? Habe ich den Fokus richtig gesetzt? All diese Überlegungen führen für mich dazu, dass ich mir mit jedem Bild viel mehr Zeit nehme. Man kann eben nicht einfach den Auslöser gedrückt halten und darauf hoffen, dass die fotografierte Person in mindestens einem der 50 Fotos schon die Augen offen hat. Umso schöner, die eigenen Fotos nach einigen Wochen oder manchmal auch Monaten dann in der Hand zu halten und das Ergebnis sehen zu können.
Bei einem großen Event fotografiere ich daher eher selten analog. Trotzdem haben wir uns beim Demokratiefest die Aufgabe gestellt, den Tag mit analogen Bildern festzuhalten. Ich finde das hat super geklappt. Besonders stolz bin ich auf die Fotos von Emmanuel Macron und Frank Walter Steinmeier, die zu diesem Anlass ja die Ausstellung „… denen Mitzuwirken versagt war“ der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED Diktatur besucht hatten. Hier war es schon schwierig genug, die beiden Präsidenten mit unserer Digitalkamera zu fotografieren. Dass ich mit unserer Canon AE-1 auch den passenden Moment für mehr als ein gutes Foto gefunden habe, freut mich wirklich sehr.
Wie wir analoge Fotos zuhause entwickeln
Unsere Schwarz-Weiß Filme entwickeln wir mittlerweile komplett selbst. Das ist viel einfacher, als es sich anhört – und der schwierigste und erste Schritt hat überhaupt nichts mit irgendwelchen Chemikalien zu tun: Wie bekommt man den Film aus der Dose und auf die Entwicklerspule? Und zwar komplett im Dunkeln!
Wir nutzen dazu einen Wechselsack, eine Art Lichtundurchlässiges T-Shirt, in dessen Ärmel man von oben hineingreifen kann und so gut geschützt vor dem Umgebungslicht den Filmstreifen mit einem filigranen ratsch ratsch ratsch aus der Dose und auf eine Plastikspule zieht. Die größte Schwierigkeit hierbei ist es, dass das ganze ja verborgen in diesem Stoffsack geschieht. Sobald die Spule gut und sicher verschlossen in dem dazugehörigen Container verstaut ist, wird der Wechselsack schon nicht mehr benötigt und man kann alle weiteren Handgriffe zum Glück im Hellen durchführen.
Jetzt kommt die Chemie zum Einsatz. Wir benutzen einen Monobath Fixier-Entwickler, sozusagen ein All-in-one Paket, das gleichzeitig das Bild entwickelt und eine weitere Belichtung verhindert. Noch ein Vorteil des Entwicklers ist, dass schon eine Temperatur von 24 Grad Celsius ausreicht. Wir erwärmen die Chemie dazu einfach in einem Wasserbad. Der Entwickler wird in die Dose mit dem Film gefüllt, dann muss die Dose kontinuierlich geschwenkt werden, damit der Entwickler auch an die letzte Ecke des Films gelangt.
Nach einigen Minuten unter kontinuierlichem Schwenken wird der Entwickler zurück in seinen Behälter geschüttet. Er kann mehrere Male verwendet werden, und mittlerweile sind wir auch schon ziemlich am Limit des Mindesthaltbarkeitsdatums angekommen. Trotzdem funktioniert er noch wie am ersten Tag. Jedenfalls war das schon der ganze Zauber: Die Entwicklerdose wird mit klarem Wasser gespült und eine Alkohol-Lösung verhindert Wasserflecken auf dem Film. Anschließend sind die Filmstreifen fertig und können zum Trocknen – und zum ersten Bestaunen – aufgehangen werden.
Positiv denken
Das Egebnis ist jedes mal magisch. Es macht einen riesen Spaß, zu erraten, was auf den Filmnegativen wohl zu sehen ist, und wie das Positiv-Bild wohl aussehen könnte. Spoiler: Meistens ganz anders, als man denkt. Die getrockneten Filmstreifen fotografieren wir dann auf einem zugegeben etwas improvisierten Leuchttisch mit unserer Digitalkamera ab und entwickeln dann das Positiv am Computer.